Unterwegs auf den Etappe 1 und 2

Unterwegs auf dem Württemberger Tälerradweg

Mit dem Fahrrad lässt sich das Eselsburger Tal mit den Steinernen Jungfrauen und spektakulären Felsformationen erkunden.
Zwei Freundinnen erkunden den Landesradfernweg im Süden

BW-Story - Hirsch & Greif

Zwei Freundinnen erkunden den Landesradfernweg im Süden

Willkommen auf dem Württemberger Tälerradweg – einem der neuesten Landesradfernwege im Süden Deutschlands. Der 2023 eröffnete Fernradweg führt auf 273 Kilometern von Crailsheim nach Schwäbisch Gmünd und durchquert dabei insgesamt zwölf Täler. Wir haben die beiden Freundinnen Julia und Simone auf Etappe zwei ihrer Radreise begleitet.

In Unterkochen am Nordrand der Schwäbischen Alb entspringt der Weiße Kocher in mehreren Quellen unterschiedlicher Größe.
In Unterkochen am Nordrand der Schwäbischen Alb entspringt der Weiße Kocher in mehreren Quellen unterschiedlicher Größe. | © TMBW, Foto: Andreas Weise

„Nicht loslassen“, lacht Julia und schließt ihre Hand fest um die ihrer Freundin Simone. Vorsichtig stellt sie einen Fuß auf den Baumstamm, der in der breiten, flachen Kocherquelle liegt. Prüfend drückt sie mit dem Fuß mal nach rechts, dann nach links und steigt, als sich nichts bewegt, vollends auf den kurzen Holzstamm, der von seichtem Wasser umspielt wird. „Geschafft“, freut sich Julia und balanciert mit ausgestreckten Armen vom Ufer weg. Hier in dem kleinen Waldstück an der Quelle ist die Luft angenehm kühl. Mal liegen die Freundinnen entspannt neben ihren Fahrrädern im Gras. Dann versuchen sie mit einer App die Wasserpflanzen zu bestimmen und kühlen dabei ihre Füße im kalten Wasser ab. Sie haben Zeit. Die Fahrdauer ihrer heutigen Strecke von Buch nach Giengen an der Brenz ist auf knapp vier Stunden angelegt. Die restlichen acht Sonnenstunden sind für die schönen Dinge reserviert, für die man im Urlaub endlich mal wieder Zeit hat.

Ein Fernradweg: Was ist das?

Laut ADFC, dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club, ist ein Landesfernradweg mindestens 150 Kilometer lang, hat einen eindeutigen Namen und ist bei jedem Wetter befahrbar. Da auch eine touristische Infrastruktur mit Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten entlang der Strecke vorgeschrieben ist, kann nahezu jeder eine Fernradreise unternehmen. Vor der Fahrt ist es sinnvoll, sich die Route und die zu fahrenden Höhenmeter genau anzuschauen und zu überlegen, ob man sich die empfohlenen Tagesetappen zutraut oder ob man lieber mehr Übernachtungs-Stopps einplanen sollte.

Zwölf Täler in sechs Tagen

Zwölf Täler in sechs Tagen

Der Württemberger Tälerradweg führt auf ruhigen Radwegen mit bestem Belag durch malerische Flussauen und über die idyllischen Hügel der Schwäbischen Alb.
Der Württemberger Tälerradweg führt auf ruhigen Radwegen mit bestem Belag durch malerische Flussauen und über die idyllischen Hügel der Schwäbischen Alb. | © TMBW, Foto: Andreas Weise
Auf dem Württemberger Tälerradweg durch die Schwäbische Alb bietet der Bucher Stausee eine schöne Bademöglichkeit.
Auf dem Württemberger Tälerradweg durch die Schwäbische Alb bietet der Bucher Stausee eine schöne Bademöglichkeit. | © TMBW, Foto: Andreas Weise
Der Bucher Stausee ist ein vier Kilometer langes Hochwasserrückhaltebecken und Naherholungsgebiet.
Der Bucher Stausee ist ein vier Kilometer langes Hochwasserrückhaltebecken und Naherholungsgebiet. | © TMBW, Foto: Anna Monterroso-Carneiro

Genussmöglichkeiten gibt es auf den sechs Etappen des 273 Kilometer langen Landesfernradweg zur Genüge. In den zahlreichen Städten, wie dem Startort Crailsheim oder dem Ziel Schwäbisch Gmünd etwa. An den Flüssen Kocher, Jagst, Brenz, Rems und Donau, die man auf der Radreise abschnittsweise begleitet. Und in den zwölf Tälern, die man durchquert.

Der Landesfernradweg ist nagelneu. Gerade erst im Jahr 2023 wurde er aus Teilstücken des Hohenlohe-Ostalb-Radwegs und des Alb-Neckar-Radwegs zusammengelegt. Die neu erschaffene Tour wurde vom ADFC, dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club, mit vier von fünf Sternen prämiert.

Offiziell führt der Württemberger Tälerradweg, dessen Gesamtstrecke auf einer Landkarte betrachtet wie ein krakeliges „J“ aussieht, in sechs Etappen von Stadt zu Stadt. Simone und Julia sind aber bereits am ersten Tag ihrer Reise davon abgewichen. Statt in Aalen beendeten sie die erste Etappe in Buch, da sie am Morgen unbedingt eine Runde in dem 27 Hektar großen Bucher Stausee schwimmen wollten. Das Wasser, so haben sie es sich bei der Tourenplanung vorgenommen, wird auf ihrer Reise die Hauptrolle spielen. Deswegen nehmen sie auch gerne den ein oder anderen Umweg zu Quellen in Kauf, die gar nicht direkt am Radweg liegen.

Fernradtour: Die richtige Vorbereitung

Sobald du dir die Tagesetappen angeschaut hast, kann es nicht schaden, ein- oder zweimal eine der Tagestouren von der Länge her probezufahren. Dabei kannst du die allgemeine Fahrtauglichkeit deines Fahrrads überprüfen und herausfinden, ob der Sitz für eine lange Fahrt gemütlich genug ist. Lass dein Rad vor einer langen Tour am besten von einem Profi durchchecken und informiere dich in jedem Fall darüber, wie man einen Reifen flickt. Fährst du mit Gepäck, solltest du auf deiner Probefahrt unbedingt mit realistisch gepackten Taschen fahren, um zu sehen, ob das Gewicht so in Ordnung ist. Und ein Extra-Tipp: Halte nach speziellen Radunterkünften Ausschau. Die Bett+Bike-Unterkünfte haben spezielle Angebote für Radfahrende, wie zum Beispiel Reparatursets und Kontakte zu Werkstätten, Trockenräume für Ausrüstung und Kleidung und ein besonders reichhaltiges Frühstück.

Das Eselsburger Tal –</span><span>&nbsp;&nbsp;</span><span>Immer eine Pause wert

Das Eselsburger Tal –  Immer eine Pause wert

Wunderschön verwunschen schlängelt sich die Brenz im Eselsburger Tal an eindrucksvollen Felsformationen vorbei.
Wunderschön verwunschen schlängelt sich die Brenz im Eselsburger Tal an eindrucksvollen Felsformationen vorbei. | © TMBW, Foto: Anna Monterroso-Carneiro
Der Radweg durch das Eselsburger Tal führt an den Steinernen Jungfrauen vorbei.
Der Radweg durch das Eselsburger Tal führt an den Steinernen Jungfrauen vorbei. | © TMBW, Foto: Andreas Weise
Das Wirtshaus Talschenke in Eselsburg bietet regionale Spezialitäten in gemütlicher Atmosphäre - im Biergarten auch direkt an der Brenz.
Das Wirtshaus Talschenke in Eselsburg bietet regionale Spezialitäten in gemütlicher Atmosphäre - im Biergarten auch direkt an der Brenz. | © TMBW, Foto: Andreas Weise

Während der Wind durch ihr Haar streicht, schließt Simone die Augen. Nach stundenlangem Helmtragen ist es schön, die kühle Luft auf der Stirn und im Haaransatz zu spüren. Auch Julia, die Simone am Tisch im Biergarten des Wirtshauses Talschenke gegenübersitzt, schweigt zufrieden. Obwohl es nur noch acht Kilometer bis zu ihrem Etappenziel sind, haben die beiden sich entschieden, im hübschen Weiler Eselsburg eine Pause einzulegen. Durch die tief herabhängenden Äste und das hochgewachsene Ufergras glitzert die ruhig dahinfließende Brenz. Der Fluss ist hier im Eselsburger Tal wundervoll verwunschen. In leichten Kurven mäandert er durch Wacholderheiden, gluckert an Streuobstwiesen vorbei und lässt sich auch von den beeindruckenden Felsformationen nicht von seinem Weg ablenken. Als den beiden Freundinnen ihr Mittagessen – Linsen mit Spätzle und hausgemachte Maultaschen – an ihren Platz im Grünen gebracht wird, überlegen sie gerade, was ihnen auf der Tour bisher am besten gefallen hat. Simones Favorit war die Gemeinde Königsbronn mit dem barocken Rathaus und dem grünblauen Brenztopf. Julia fand das morgendliche Schwimmen im Bucher Stausee am schönsten und hofft auf weitere Bademöglichkeiten.

Der vier Meter tiefe Brenztopf ist eine der schönsten Karstquellen der Schwäbischen Alb.
Der vier Meter tiefe Brenztopf ist eine der schönsten Karstquellen der Schwäbischen Alb. | © TMBW, Foto: Anna Monterroso-Carneiro
Das barocke Rathaus der Gemeinde Königsbronn auf der Schwäbischen Alb liegt direkt am grün-blauen Brenztopf.
Das barocke Rathaus der Gemeinde Königsbronn auf der Schwäbischen Alb liegt direkt am grün-blauen Brenztopf. | © TMBW, Foto: Anna Monterroso-Carneiro
Fiese Sagengestalten und geologische Phänomene&nbsp;

Fiese Sagengestalten und geologische Phänomene 

Als die beiden Freundinnen nach der langen Pause ihre Räder auf die asphaltierte Straße schieben, hat sich das Licht verändert. Die Grün- und Beigetöne der sommerlich gefärbten Landschaft scheinen wärmer und weicher geworden zu sein. Nach zwei Straßenwindungen und einem kurzen Stopp, um Kühen auf einer Weide beim Fressen zuzuschauen, haben sie den Weiler hinter sich gelassen und tauchen wieder vollends in die Natur ein. Wenige Zeit später fahren sie auf die Steinernen Jungfrauen zu – eines der Highlights der zweiten Etappe. Die beiden spitz zulaufenden Felskegel ragen dicht beieinander direkt am Radweg in den Himmel. Simone, die sich für Sagen und Geschichten interessiert, kennt die grausige Erzählung, die sich die Talbewohner:innen über die Felsen erdacht haben. „Das sollen zwei Mägde der damaligen Burgherrin der Eselsburg sein“, erzählt sie. „Die Burgherrin, die Männer hasste, soll auch ihren Mägden verboten haben, Kontakt zu jeglichen männlichen Wesen zu haben. Leider verliebten sich die beiden in zwei Burschen, die sie regelmäßig beim Wasserholen im Tal trafen.“ Simone schluckt: „Als Strafe für ihren Ungehorsam soll die Burgherrin die beiden in Stein verwandelt haben.“

Mit dem Fahrrad lässt sich das Eselsburger Tal mit den Steinernen Jungfrauen und spektakulären Felsformationen erkunden.
Mit dem Fahrrad lässt sich das Eselsburger Tal mit den Steinernen Jungfrauen und spektakulären Felsformationen erkunden. | © TMBW, Foto: Anna Monterroso-Carneiro

Mittlerweile weiß man natürlich, dass die beiden Felsen vermutlich keine verzauberten Mägde aus längst vergangenen Zeiten sind. Das insgesamt fünf Kilometer lange Tal wurde von der Brenz in jahrmillionenlanger Kleinstarbeit rund um den Höhenzug Buigen abgetragen. Dabei hat sie Teile der zerklüfteten Kalksteine der Schwäbischen Alb weggeschwemmt und andere freigelegt. Entlang der grün bewachsenen Talränder entdecken Julia und Simone immer wieder Felsen, die sich scheinbar gegen die Fluten der Brenz beweisen konnten.

Etappenziel Giengen an der Brenz

Etappenziel Giengen an der Brenz

Ein Abstecher vom Württemberger Tälerradweg nach Giengen an der Brenz, der Heimat der Steifftiere, lohnt sich.
Ein Abstecher vom Württemberger Tälerradweg nach Giengen an der Brenz, der Heimat der Steifftiere, lohnt sich. | © TMBW, Fotot: Andreas Weise

Die beiden Freundinnen stoßen ein lautes Jubeln aus, als sie am Abend in den Zielort Giengen an der Brenz einfahren. Geschafft! Auch wenn sie müde von der heutigen Fahrt und den ganzen Eindrücken sind, freuen sie sich schon auf den nächsten Tag. Vor der Abfahrt Richtung Ulm wollen sie noch das Steiff Museum besuchen. Apollonia Margarete Steiff, gebürtige Giengenerin und die Erfinderin der weltberühmten Stofftiere, gründete hier ihre Stofftierfabrik. Im Museum sind die Steifftiere in verschiedenen Erlebniswelten ausgestellt und auch historische Modelle, wie das „Elefäntle“, zu sehen – das allererste Steifftier, das eigentlich als Nadelkissen verkauft wurde. Zum Glück ist die Fahrdauer nach Ulm nur knapp drei Stunden lang. So können die beiden auch morgen alles, was der Württemberger Tälerradweg zu bieten hat, ausgiebig genießen.

Unterwegs auf dem Württemberger Tälerradweg

Übersicht

Unterwegs auf dem Württemberger Tälerradweg

Württemberger Tälerradweg: Fahrradreise durch malerische Landschaften (Etappe 2)
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